Christoph Gerlinger | Gründer und CEO
Liebe Aktionäre,
Liebe Freunde der SGT German Private Equity,
wir legen Ihnen heute unseren Geschäftsbericht für das Jahr 2023 vor.
Das Geschäftsjahr 2023 war geprägt durch die Ambitionen der Tochtergesellschaft SGT Capital Pte. Ltd. (SGTPTE) im Private Equity-Asset Management-Geschäft, konkreter durch ihre Suche nach einem weiteren Private Equity-Investment für die SGT Capital Private Equity-Fonds, und durch Fundraising-Anstrengungen für dieselben. Im Frühjahr 2023 hat sie in einem Bieterverfahren den Zuschlag für eine Private Equity-Transaktion erhalten und am 26. Mai 2023 mit einem eigens für die Transaktion geschaffenen, mittelbar dem SGT Capital Fund II und anderen SGT Capital- Fonds gehörenden Akquisitionsvehikel einen Kaufvertrag beurkundet. Beim Closing sind sodann unerwartet erhebliche Verzögerungen aufgetreten und der Kauf konnte im Geschäftsjahr 2023 nicht abgeschlossen werden. Erstmals zum Jahresende 2023 haben wir uns gemeinsam mit der Geschäftsführung der SGTPTE und den Partnern der SGT Capital LLC (SGTLLC) mit den möglichen Auswirkungen eines damals nicht mehr auszuschließenden Scheiterns des Closings der Private Equity-Transaktion beschäftigt und die SGF mit der SGTLLC für diesen Fall Einvernehmen darüber erzielt, dass in diesem Fall auch die übrigen bei der SGTLLC verbliebenen 21.724.300 SGF-Aktien von ihr unentgeltlich an die SGT German Private Equity & Co KGaA (SGF) zurückgegeben werden würden. Parallel hatte sie sich aufgrund der schwachen Fundraising-Performance auf Betreiben des Aufsichtsrats verpflichtet, freiwillig die noch nicht zurückgegebene Restmenge bzgl. ihres Rückgabeangebots aus 2020 von 14.990.500 SGF-Aktien unentgeltlich an die SGF zurück zu übertragen.
Wie sich unvorhergesehen im Februar 2024 herausstellte, war ein baldiges Closing der vorstehenden Private Equity-Transaktion abschließend nicht mehr zu erwarten, was wegen des Ausbleibens der diesbezüglich für 2023 eingeplanten Umsatzerlöse und in Anbetracht hoher, in 2023 weiter spürbar gestiegener Kosten der SGTPTE zu erheblichen Verlusten der SGTPTE im Geschäftsjahr 2023 führte (die SGTLLC hatte der SGTPTE ab Juni 2023 deutlich erhöhte persönliche Vergütungen der im Private Equity-Geschäft aktiven SGTLLC-Partner für deren Dienste in Rechnung gestellt).
Das war dann der Auslöser für unsere Entscheidung im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat, das PE-Asset Management Geschäft vor dem Hintergrund schwacher Fundraising-Performance per Ende Februar 2024 einzustellen. Eine baldige Verbesserung der Fundraising- und damit der Ertragsperspektiven der Tochtergesellschaft SGTPTE war nach unserer Einschätzung auch nicht mehr zu erwarten. Mein für das Private Equity-Geschäft zuständiger (ehemaliger) Geschäftsführer-Kollege Carsten Geyer verließ das Unternehmen in gegenseitigem Einvernehmen. Damit war ich wieder Alleingeschäftsführer der geschäftsführenden Komplementärin. Die SGF nahm die unentgeltliche Übertragung von 36.714.800 SGF-Aktien am 24. Februar 24 seitens der SGTLLC konkludent an. Mit Geschäftsführern und Mitarbeitern der SGTPTE wurden Aufhebungsverträge geschlossen, die nicht zu einer finanziellen Belastung der Gruppe führten.
Mit diesen Maßnahmen haben wir die Konsequenzen aus den eingetrübten Ertragsperspektiven der in 2023 unprofitablen und defizitären SGTPTE gezogen und dreijährige, zuletzt betrübliche Private Equity-Engagement der SGF unter dem Strich mit einem Nettogewinn von knapp 10 Mio. EUR abgeschlossen.
Die seit März 2024 ruhende SGTPTE soll noch in 2024 liquidiert werden. Ihr Netto-Restvermögen soll auf die SGF übertragen werden. Nennenswerte Aufwendungen für die Liquidation werden nicht erwartet.
Das Segment „PE-Asset Management“ also die SGTPTE erzielte im Geschäftsjahr Umsatzerlöse in Höhe von 4.602 TEUR (2022: 13.272 TEUR). Die eigene Umsatzprognose in Höhe von 15 Mio. EUR hat sie somit um über 10 Mio. EUR deutlich verfehlt. Im Zusammenhang mit dem vorstehenden, unvorhergesehenen, abschließenden Scheitern des Closings der in Mai 2023 vereinbarten Private Equity-Transaktion und nicht erreichter Fundraisingziele hat die Gesellschaft im Februar 2024 wie oben beschrieben entschieden, das Private Equity-Geschäft der SGTPTE einzustellen. Damit einher ging die außerplanmäßige Abschreibung des Geschäfts- oder Firmenwerts der SGTPTE von 72,2 Mio. EUR (Vorjahr 0,0 Mio. EUR) und des Restbuchwerts des aktivierten Joint Venture Vertrags mit einem asiatischen Finanzdienstleister in Höhe von 2,2 Mio. EUR (Vorjahr 6,7 Mio. EUR) als werterhellende Ereignisse bereits rückwirkend zum 31. Dezember 2023. Anstatt eines erwarteten Gewinns nach Steuern von 7,5 Mio. EUR wurde im Segment PE-Asset Management ein Verlust nach Steuern von 76,3 Mio. EUR (2022: +9,3 Mio. EUR) verzeichnet.
Das Scheitern der Tochtergesellschaft SGTPTE im Private Equity Geschäft ist letztlich auf ihr Unvermögen zurückzuführen, ausreichend Kapital für den SGT Capital Fund II einzuwerben. Die SGTPTE hatte sich beim Zusammengehen mit der SGF in 2020 in einem realistischen Szenario selbst die Einwerbung eines Fondsvolumens von 2 Mrd. USD bis Ende 2021 zum Ziel gesetzt, im Basisszenario von 1 Mrd. USD, aber beide Marken leider bis zur Einstellung ihres Geschäfts Ende Februar 2024 verfehlt. Für das Fundraising waren indessen nicht die Geschäftsführer der SGTPTE zuständig, sondern Joseph Pacini, Co-Managing Partner der SGT Capital LLC.
Für das Segment „Investment“ prognostizierte die Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2023 Wertsteigerungen im Beteiligungsportfolio von mindestens 1 Mio. EUR, allerdings mit dem einschränkenden Hinweis schlechter Prognostizierbarkeit. Bereits zum Halbjahr 2023 wurde die Prognose mit einem operativen Verlust von 1 Mio. EUR verfehlt. Im zweiten Halbjahr ist im Wesentlichen aufgrund der Abwertungen von Beteiligungen an drei Portfoliounternehmen ein Nettoverlust aus Finanzanlagen von 5,0 Mio. EUR für das Gesamtjahr 2023 zu beklagen.
Insgesamt haben wir im Geschäftsjahr das im Vorjahr gesetzte Ergebnisziel 7 Mio. EUR Gewinn nach Steuern total verfehlt. Stattdessen musste sie aus den oben beschriebenen Gründen als operatives Ergebnis ein negatives EBITDA in Höhe von -7.7 Mio. EUR (2022: 2,6 Mio. EUR) hinnehmen und einen Konzernverlust nach Steuern von 81,5 Mio. EUR (2022: +6,9 Mio. EUR).
Andererseits hat sich die vormalige Großaktionärin SGTLLC gegenüber der SGF in Anbetracht des Wertverlusts des Goodwills und des aktivierten Joint-Venture-Vertrags am 31. Dezember 2023 verpflichtet, ihr die unentgeltliche Rückübertragung der als Kompensation für die Einbringung der SGTPTE erhaltenen restlichen SGF-Aktien anzubieten, dieses Angebot am 24. Februar 2024 verbindlich unterbreitet und die SGF dieses Angebot am selben Tag konkludent angenommen. Der Buchwert des Eigenkapitals je ausstehende Aktie als Maßstab für den Substanzwert der Aktie, hat sich insoweit unter Berücksichtigung der zum 31. Dezember 2023 bestehenden Aktien-Rückgabeverpflichtung und -forderung, also der verbleibenden ausstehenden 9.587.000 Aktien „nur“ um 0,38 EUR von 2,15 EUR (31.12.2022) auf 1,77 EUR je Aktie verringert.
Wir sind deshalb und aufgrund der sich im Bereich Artificial Intelligence für die Gesellschaft bietenden Geschäftsmöglichkeiten der Überzeugung, dass sich der Konzern in einer aussichtsreichen Lage befindet.
Seit März 2024 richten wir uns ganz auf Artificial Intelligence aus. Wir werden unseren Aktionären auf unserer am 14. August 2024 stattfindenden Hauptversammlung den neuen Geschäftsbereich vorstellen und die Umfirmierung in „German AI Group“ zur Abstimmung stellen. Unser Ziel ist, schnell kritisches Know-how aufzubauen, AI-Talente zu werben und zu binden, damit ohne größere Investitionen wieder zur Profitabilität zurückzukehren und gleichzeitig eine Plattform zu schaffen, um aussichtsreiche AI Startups zu gründen.
Viele Experten sehen Artificial Intelligence als eine Zukunftstechnologie, deren Disruptions- und Transformationskraft sowohl der des Internets als auch der des Smartphones gleichkommt. Das verspricht wesentlich bessere Ertragsperspektiven als im klassischen Private Equity-Geschäft, das nach vielen guten Jahren zuletzt allgemein auf erschwerte Marktbedingungen getroffen ist. Zuvor waren wir in den Jahren 2012 bis 2020 unter der Marke German Startups Group erfolgreich als ein führender Venture Capital-Anbieter in Deutschland tätig und unter anderem an Delivery Hero, MisterSpex, Chrono24 und Scalable Capital beteiligt.
Mit Artificial Intelligence rollt ein transformatorischer Tsunami auf unser aller Leben und die Unternehmen zu. Ich freue mich darauf, mein als langjähriger Tech-Unternehmer und Tech-Investor erworbenes Wissen, unser Netzwerk und die umfangreichen gesammelten Erfahrungen zum Nutzen der Aktionäre nunmehr auf dem Feld der AI einzusetzen. Diese neue Basistechnologie wird in den nächsten Jahren mehr Vermögenswerte neu erschaffen als jeder andere Innovationszyklus zuvor. Deutsche Tech-Unternehmen werden einen signifikanten Anteil daran haben.
Unter dem Strich haben wir die Gesellschaft nach unserer Überzeugung aus einer schwierigen Situation befreit und binnen kurzer Zeit wieder in eine solide wirtschaftliche Verfassung und aussichtsreiche Position gebracht.
Frankfurt am Main, 27. Juni 2024
Christoph Gerlinger
MD | Geschäftsführer
German AI Group Management GmbH